Wie alles begann
Es begann ganz standesgemäß mit Regen. Viel Regen. Segeln ist ja bekanntermaßen ein Wassersport. Aber gleich soviel? Und von oben? – Aber der Reihe nach!
Wie alles begann
Es begann ganz standesgemäß mit Regen. Viel Regen. Segeln ist ja bekanntermaßen ein Wassersport. Aber gleich soviel? Und von oben? – Aber der Reihe nach!
Man traf sich am Samstag den 26.05. 2007 am frühen Nachmittag in Kiel Friedrichsort. Man, das waren Skipper Rainer, Co-Skipper Reinhard und die drei Prüflinge Thomas, Markus und ich. Wir trafen uns also an der Marina in Friedrichsort, naja eine Marina war es nicht wirklich. Ein einzelner alter Steg vom Strand ins Wasser, ein alter Container mit einer Dusche und einem WC. Wellenbrecher? Fehlanzeige! Dafür freie Sicht in die Kieler Förde (und jede Menge Schwell!) sowie rechter Hand in etwa 50 Meter Entfernung das Schwimmdock der Lindenau Werft. Romantisch.
Unsere Yacht war eine Bavaria 36 namens „Princess“, ein ganz ordentliches Boot. Obwohl, einiges fehlte auch Ihr. Sie wurde übernommen mit ohne Windmesser, mit ohne fünftem und sechstem Fender, mit ohne ordentlichen Festmachern (die bekamen wir aber noch). Zum Ausgleich war die backbordseitige Lippklampe fast komplett ausgerissen sowie die Treppe im Niedergang kaputt. Den Tisch mussten wir im Verlauf der Reise auch noch reparieren. Egal, wir haben die Princess trotzdem lieb gewonnen.
Der erste Nachmittag verging mit Einkaufen und Stauen, unglaubliche Mengen an Bier und Rotwein sowie geringe Mengen fester Nahrung verschwanden im Innern des Schiffes. Die Kassiererin im örtlichen Supermarkt hatte wohl den größten Umsatz Ihres Lebens.
Der Abend endete mit einem sehr schönen Essen in der wirklich beeindruckenden Marina(!) von Laboe, wo unsere Kameraden (Skipper Werner) mit ihrem Boot lagen. Oder auch nicht, denn sie hatten nicht wirklich ein Boot am ersten Tag und auch nicht am zweiten … aber das steht in einem anderen Törnbericht.
Der Sonntag verging mit Regen und einer gründlichen Bootseinweisung, wer Rainer kennt, weiß was das heißt. 🙂
Auslaufen und erste Manöver
Am Montagmorgen nach dem Frühstück hieß es dann endlich „Leinen los!“. Es ging von Kiel aus unter Motor nach Norden in Richtung Maasholm. Unterwegs machten wir uns mit dem Boot vertraut, große und kleine Kreise im Nebel. Der Tag wurde mit einem schönen Essen in einem kleinen Restaurant in Masholm abgeschlossen. Besondere Erwähnung bedarf hier die „exorbitante Bedienung“, Markus und Thomas wissen was gemeint ist.
Am nächsten Morgen folgten Anleger und Ableger längsseits in rascher Folge. Gegen Mittag machten wir uns dann, immer noch unter Motor, auf den Weg nach Horuphav, wo wir die Nacht verbrachten. Markus fand die Überfahrt allerdings nicht so angenehm. 🙂
Einmal rund Fünen
Die Reise ging, nun auch mit deutlich besserem Wetter, weiter einmal rund um Fünen. Es ging von Horuphav über so nette Orte wie Sonderburg, Arosund, Strib, Kerteminde, Nybrg, Svendborg, Soby zurück nach Kiel Schilksee, wo die Prüfung stattfand. Wir hatten natürlich reichlich Gelegenheit unter kundiger Anleitung von Skipper und Co-Skipper zu üben. Den härtesten Job hatte hierbei zweifellos unser rot-blau gestreifter Fender. Tagsüber fiel er ständig über Bord (eigentlich fiel er gar nicht, der Skipper warf ihn) und abends zerquetschte ihn garantiert wieder ein Prüfling zwischen Boot und Steg.
Besondere Highlights in diesen Tagen waren zweifellos die Nachtanfahrten auf Kerteminde und Kiel-Schilksee sowie die Tümmler, die uns bei der Anfahrt nach Kiel etwa eine Stunde lang begleitet haben. Vor der Einfahrt in den kleinen Belt haben wir ein wirklich langes Regattafeld gequert. Auch die Durchfahrt unter der Brücke über den großen Belt bleibt unvergessen. Nicht zuletzt weil just bei passieren der Brücke der Tankanzeiger ausfiel und Rainer uns schon vor seinem geistigen Auge ohne Motor unter Segel in den Hafen laufen sah. War aber doch nur der Anzeiger. ?
Nicht zu vergessen sind auch die regelmäßigen Ausrufe von Rainer „ER habe ja ins Mittelmeer gewollt!“ sowie die unbeleuchteten(!) Leuchttonnen und Leuchttürme in Dänemark. Scheinbar müssen die Dänen Strom sparen. Die einzigen ordentlich funktionierenden Lichtzeichen haben wir in Deutschland gesehen.
Bootshaken Weitschuss
Ach ja, ein neues Manöver zur Rettung/Beseitigung verloren gegangener Bojen und Besatzungsmitglieder haben wir auch noch erfunden. Es handelt sich um den gezielten Bootshaken-Weitschuss:
- normales Boje-Über-Bord Manöver mit Q-Wende einleiten.
- In der Q-Wende beim Überholen der Fock hakt der Mann am Mast den Bootshaken in die alte Fockschot ein und spannt diese damit. Kommando: „Bootshaken einhängen!“
- Der Mann an der Fockschot greift zur Kurbel „Das Mistding will nicht rüber!“
- Fockschot mit der Kurbel gegen den Haken weiter spannen, dabei mit dem Bootshaken genau auf die Boje zielen.
- Kommando „Über die Fock, Bootshaken ausrichten!“
- Und „FEUER!“
Wenn man alles richtig gemacht hat braucht man sich um den im Wasser schwimmenden Mann nicht weiter kümmern. Der ist erledigt. Außerdem hat man sowieso keinen Bootshaken mehr um ihn herauszuholen.
Markus muss das noch mal üben, bei ihm kam nur ein total verbogener Bootshaken raus (er wollte partout nicht loslassen) und eine Crew die vor Lachen auf dem Boden gelegen hat.
Die Prüfung
Nach der intensiven Vorbereitung nicht zuletzt auch mit Hilfe von Rainer Bibliothek (20 kg Bücher, ungelogen.) und unzähligen Übungsmanövern war die Prüfung nur noch Formsache. Das ganze hat nur etwa eine Stunde gedauert. Die Prüferin, in früheren Jahren Weltmeisterin im Finn-Dinghy, eröffnete uns erst einmal dass sie immer seekrank würde und eigentlich lieber auf großen Schiffen fahre. Ah ja, klar
Es lief alles wie geplant und am Ende hatten alle Prüflinge die praktische SKS Prüfung bestanden.
Es bleibt Dank zu sagen an Rainer und Reinhard, die uns mit viel Geduld über die zwei Wochen begleitet haben! Es war ein klasse Törn!
Sebastian Gräbner
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