Leinen los mit uns!

Griechenland-Törn, Ionische Inseln (2006)

Ach – Segeln kann ja so schön sein
war das Motto unseres diesjährigen Segeltörns, der uns erstmalig in die Heimat des Odysseus führte. Wir – Bernd und Brigitte aus Nordhessen und Wolfgang aus München – kamen fast gleichzeitig am Flughafen von Korfu Stadt an und trafen in der Marina Gouvia auf unseren Skipper Rainer und Co-Skipper Eckhard (beide aus Erlangen). Die Zwei hatten schon den ganzen Tag bei brütender Hitze (gefühlte Temperatur: 45°) gewartet, um unser Boot -eine Sun Odysee 40 mit dem passenden Namen „Summerwind“- zu übernehmen.

Uns war klar, dass es dieses Jahr sehr heiß werden würde, wir hatten uns ja den Juli ausgesucht. Der Vercharterer empfahl uns, das Sonnendach überhaupt nicht zu entfernen, da wir es sonst tagsüber an Bord nicht aushalten würden. Aber die Temperaturen waren dann doch erträglich – zu Hause hätten wir genau so geschwitzt. Sogar Rainer hatte sich dieses Jahr für kurze Hosen entschieden!

Da wir ein eingespieltes Team sind und alle die große Einkaufstour schon kennen, ging auch alles recht flott vonstatten mit einem Taxi vom Supermarkt zum Boot. Ehe wir anderen zu Fuß angekommen waren, hatte Rainer schon fast alles verstaut und wir konnten das 1. Bierchen genießen.

Nachdem in diesem ereignisträchtigen Jahr der Fußball gerade eine große Rolle spielte, mussten die WM-Spiele der deutschen Mannschaft bei der Routenplanung mit berücksichtigt werden. Bernd bestand nämlich darauf, diese in einem Hafen ansehen zu können. Also beschlossen wir, etwas länger in Korfu Stadt zu verweilen, um diese geschichtsträchtige Stadt touristisch zu erkunden und eben das Spiel Deutschland – Italien anzusehen. Leider hat Deutschland verloren und wir hatten doch extra noch eine Fahne gekauft. Schade!

Korfu (Kerkyra)
Immer schon liegst du, dem Schilde gleich, dunkel auf tiefblauem Meere da.
Homer, Odyssee V,281.

Nach einem kurzen Fußmarsch erreichten wir vom Hafen in Korfu aus die „Alte Festung“, ein imposantes Bollwerk. Man überquert einen Meerwasserkanal, um in den Komplex zu gelangen. Der Kanal wurde bereits im 16. Jahrhundert von den Venezianern (Korfu stand mit den 6 anderen Ionischen Inseln für Jahrhunderte unter venezianischer Herrschaft) ausgehoben und hatte die Aufgabe, die Festung zu sichern. Die Festungsmauern stammen aus der venezianischen Zeit, die meisten Bauten innerhalb der Festung wurden erst später unter britischer Herrschaft errichtet. Vom höchsten Punkt der Festung hat man einen phantastischen Ausblick auf die Stadt und den Hafen.
Wir schlenderten weiter zu der Esplanada, die ursprünglich als Exerzierplatz genutzt wurde, aber heute als Park und große Kricketwiese genutzt wird. Die Esplanada mit ihrer Arkaden-Galerie und den Cafes lud uns auch gleich zu einer Ruhepause unter schattenspendenden Bäumen ein. Bei dieser Gelegenheit erfragten wir auch gleich bei diversen Restaurants und Cafes, wer den größten Fernsehbildschirm aufstellen würde, um die Übertragung des Fußballspieles auch nicht zu verpassen. Vorsorglich wurde ein Tisch reserviert und wir bummelten noch durch die Geschäfte.

Am nächsten Morgen ging es dann, immer noch etwas betrübt von der Niederlage im WM-Spiel, richtig los mit Segeln. Den Norden von Korfu ließen wir aus, denn eine Begegnung mit albanischen Piraten wollten wir nicht unbedingt herausfordern.

Unser Törn führte uns dann über Paxoi, Preveza, den Ambrakischen Golf, Lefkas, Kalamos und Ithaka. Von Ithaka ging es dann zurück über Meganision, noch mal Preveza und Parga.
Auch an Skorpios, der „Onassis-Insel“ südlich von Levkas, sind wir vorbeigekommen und fanden, dass er sich eine wunderschöne Gegend ausgesucht hat.

Es war wirklich phantastisch, nicht umsonst hat jeder von uns fast täglich gedacht oder gesagt: – so schön kann Segeln sein!!
Diese traumhafte Inselwelt der Ionischen Inseln, idyllische Buchten mit romantischen Sonnenuntergängen und riesigen Monden, sternenklare Nächte, lebhafte Stadthäfen, in denen man direkt an der Promenade ankern konnte und eine tolle Crew, mit der man nächtelang zusammen sitzen, Nudelfische und Teelichterschiffchen beobachten oder einfach nur Reden konnte. Es wurde nie langweilig.

Auch das Wetter war super: stetiger Wind, mit dem wir gar nicht gerechnet hatten, Wellen 3 – 4, ein paar kleine Schauer und natürlich fast immer 30° und mehr –natürlich lief da manchmal der Schweiß in Strömen- aber abends ein Bad im erfrischenden Mittelmeer war Entschädigung genug. Auch diente das Baden (morgens und/oder abends) im glasklaren Wasser gleichzeitig der Körperreinigung, da wir mit Wasser etwas haushalten mussten.

Und natürlich ist das Segeln nicht zu kurz gekommen. Immerhin legten wir von den insgesamt 334 sm knapp die Hälfte unter Segeln zurück. Wir haben alle unsere Kenntnisse, dank Rainers unermüdlichen Einsatzes, erweitert. Die obligatorischen Manöverkreise unter Motor und unter Segeln blieben keinem Crewmitglied erspart und den MOB - Fender musste man auch immer im Auge behalten. Alle Segelstellungen konnten ausprobiert werden, neu hinzugekommen war „Schmetterlingssegeln mit klassischer Musik“. Und das Fahren durch schmale Fahrrinnen wie z.B. im Kanal von Lefkas, erfordert auch die volle Aufmerksamkeit, die Sogwirkung von Bojen darf nicht unterschätzt werden. Die Highlights sind und bleiben aber immer die Anlegemanöver. In diesem Jahr konnte Anker werfen und einholen ausführlich geübt werden, da in Griechenland so gut wie keine Mooringleinen vorhanden sind. Auch das Ausbringen von Landleinen unter erschwerten Bedingungen wurde trainiert – vielleicht wäre die Anschaffung einer Schwimmleine von Vorteil.

Nach einem Super – Segeltörn trafen wir glücklich und zufrieden wieder in der Marina von Gouvia ein und feierten in einer Taverne Abschied bei typisch griechischen Gerichten, griechischem Wein und griechischer Musik.

Dieses Segelrevier ist eine Reise wert und auf jeden Fall zu empfehlen.

Unserem Skipper Rainer noch mal einen besonderen Dank für die (wie immer) hervorragende Vorbereitung, Planung und Durchführung des Törns und ich kann nur noch einmal wiederholen:

Segeln kann so schön sein

Brigitte